Tag 4: Buchholz in der Nordheide nach Bad Fallingbostel

Die Strecke streift die Lüneburger Heide, in die ich mich nicht weiter hineinwage, da angeblich einige der Wege nur aus Sand und Steinen bestehen – und das ist schwierig mit dem Liegerad. Trotzdem erlebe ich viele Kilometer schöner Landschaft, friedlich dahinwehender Kornfelder und harmonischer, regelmäßig viele Jahrhunderte alter, reetgedeckter Gutshöfe.

Die App komoot arbeitet wie zuvor zuverlässig – nur zwei jeweils ein paar hundert Meter lange Straßenabschnitte aus rohen, ungeglätteten Pflastersteinen nerven etwas – davor hätte komoot warnen sollen. Ich weiche auf die Sand-Trampelpfade seitlich des Straßenwalls aus.

Schließlich erreiche ich Soltau, wo ich eigentlich übernachten wollte. Die letzten Kilometer war ich in anhaltendem Regen gefahren, und so folge ich spontan der Beschilderung, die zur Soltauer Therme weist. In Sichtweite der Therme checke ich – an einer Sitzecke unter einem Baum vor Regen geschützt – erstmal via Google die Rezensionen der Therme, als auch die Hotelsituation in Soltau. Da finde ich aber auf die Schnelle nix Gescheits. Aber im 15 Kilometer entfernten Bad Fallingbostel gibt es was. Ich rufe an, und reserviere.

So – jetzt nochmal schnell aufwärmen und die Muskeln “sortieren” in der Sauna. Die Therme liegt auf einem steilen Hügel, und eine Rezension hatte bereits davor gewarnt, daß die Therme nicht behindertengerecht sei. Folglich komme ich wohl auch nicht mit meinem Liegerad und dem Gepäck da hoch? – Sehr wohl, denn plötzlich finde ich zwischen den Büschen eine rollstuhlbreite Furt durch das Unterholz, die mich auf Serpentinen, die Haupttreppe mehrfach kreuzend direkt bis vor den Haupteingang bringt.

Jetzt aber – WÄRME!!

Doch nein. Das Personal wirkt, als ich mich nach den Preisen erkundige, eher abweisend auf mich, à la “Kunde droht mit Auftrag”. Leider war die Preisliste außen am Eingang eher verwirrend, und ich erinnere mich an eine der Thermenrezensionen, die ich vorhin im Internet gelesen hatte, und welche von “schlechten Überraschungen” warnte, wenn man im inneren der Therme in einen anderen Bereich wechselt: “Die dicke Rechnung kommt am Ende”. LOL

Lange Rede, kurzer Sinn: Die wollen allen Ernstes 17.- Euro dafür, daß ich am späten Abend, zwischen 20:00 und 21:00 für nur eine Stunde in die Sauna gehe! Ha! Nicht mit mir, Freunde!

Ich fahre die Serpentinen wieder ab, finde gleich um’s Eck ein nettes Steakhaus, und investiere dort mein Geld lieber in ein richtig gutes Abendessen. Dergestalt gestärkt, gehe ich um kurz nach Neun die letzten 15 Kilometer – komplett in strömendem Regen – an. Das Hotel in Bad Fallingbostel ist nett. Als ich nach dem Checkin wieder in die Dämmerung rausgehe, um meine Packtaschen zu holen kommt da ein Mann mit einem Riesenhund an der Leine die Einfahrt herauf.

Als der Hund meiner angesichtig wird, bellt er gleich los, als wolle er mich zerfleischen und zerrt an der kurzgehaltenen Leine. Doch mich beeindruckt das nicht, verstehe ich mich doch mit Hunden sehr gut.

“Na, Hundchen!?” sage ich freundlich, gehe auf ihn zu, strecke ruhig meine Hand aus, und sage dem etwas irritierten Hundehalter, er könne seinem Hund ruhig etwas mehr Leine geben, damit der an mir schnuppern kann (Hunde wissen erst dann wirklich, “mit wem sie es zu tun haben”, nachdem sie an einem geschnuppert haben). Der Hund schnuppert, und ein paar Sekunden später schon sind wir beste Freunde. 😀 Augenscheinlich war es mein Fahrradhelm, der mich bei ihm vorübergehend in die Kategorie “Feind” hat fallen lassen.

Der Mann mit dem Hund ist ein Jäger, der gleich nebenan wohnt. Er bietet mir sogar freundlicher Weise an, daß ich mein Fahrrad in seiner Garage unterstellen kann. Doch das Hotel hat selbst eine Garage – extra für Fahrräder – und nachts wird abgesperrt. Ich lasse den Abend ausklingen bei einem Glas Schlehen-, und einem Glas Heidelbeerwein. Meine Interesse an diesen selten gesehenen Getränken bezahle ich am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen. Da war wohl der verwendete Alkohol von keiner guten Qualität.