Über verwunschene Strecken

Über verwunschene Strecken (ich verwende für die Tourenplanung eine Mischung aus schriftlichen ADFC-Empfehlungen für die generellen “Großraum-Strecken”, sowie einer brillianten Turn-by-Turn-Navigation mittels der äußerst empfehlenswerten App “komoot”) gelange ich nach diversen Einkäufen wichtiger Dinge zunächst über die Elbe, dann nach Hamburg-Harburg, und schließlich am Abend nach Buchholz in der Nordheide.

Klar machen sich meine fehlende Kondition und die in den letzten Jahren effektiv non-existente Fahrradpraxis bemerkbar, doch ich halte mich wacker – und gemäß meiner Situation finde ich auch eine gute Streckendosis, um nicht befürchten zu müssen, den Rest des Weges erschöpft im Sanka zurücklegen zu müssen.

Für die Wahl der Schlafstätte wende ich auf meiner Tour folgende Methode an: Ich überlege mir Nachmittags, wie weit ich es wohl ungefähr schaffen könnte an diesem Tag, suche dann am frühen Abend in diesem Beriech mit meinem iPad im Internet Hotels, Pensionen oder Bed & Breakfasts mit glaubwürdigen, guten Bewertungen, und reserviere dann einige Stunden vor Ankunft telefonisch. Hat meine Zielstadt nix Gescheites, fahre ich eben weiter bis zur nächsten Stadt.

Tag 3 bringt zunächst mal eine kleine Rückfahrt – denn ein paar Kilometer vor meinem Hotel, das an sich ziemlich in der Pampas liegt, waren mir in einem Fata Morgana-ähnlichen Gewerbegebiet “in the middle of nowhere” am Abend zuvor noch einige für den Tag bereits geschlossene Läden aufgefallen, von denen ich mir ein paar sinnvolle Gadgets für mein weiteres Vorankommen erhoffe.

So suche ich einen gigantischen Frankonia-Jagdzubehör-Laden auf, um mir Ballistol (ein besonderes Waffenöl, das aber nicht nur bei Waffen wahre Wunder tut, sondern auch bei allen anderen mechanischen Geräten) zu kaufen, und ich hole mir bei Obi Brennspiritus zur gründlichen Entfettung meiner Kette (beim Liegeradspezialisten in Hamburg hatte ich ein Trockenschmierungs-Spray gekauft – doch bevor man das auf der Kette einsetzt, muß erst einmal das alte Öl runter).

Ferner besorge ich Reinigungstücher und eine Großpackung Einweghandschuhe – die Aktion mit dem Platten gestern, und total verschmutzten Händen danach hatte mich, was das betrifft eine Lektion gelehrt.

Aber das Beste in diesem Gewerbegebiet ist ein Riesen-Fahrradladen, in dem ich endlich den noch fehlenden Helmrückspiegel finde (der Letzte, den die noch da hatten!), einen zusätzlichen Ersatzschlauch für mein Hinterrad kaufe (sicher ist sicher…), ja, und in dem ich meine Reifen aufzupumpen trachte.

Als ich meinen Vorderreifen mit Luft befülle, zischt es plötzlich ganz laut, und ich weiß sofort: Dies ist der Exitus dieses nunmehr zweimal geflickten Schlauches! Gestern war mir ja bei der Reparatur des zweiten Plattens, den dieses Rad gesehen hatte die angerissene Stelle neben dem Ventil aufgefallen – und just an dieser Stelle hat es nun den Schlauch zerlegt!

Dennoch – ich freue mich! Denn so geschah die Havarie mitten im Paradies für Ersatzteile (und Werkzeuge) – und diesmal kann ich mir nach der nun folgenden Schlauchwechselaktion meine dreckigen “Pfoten” schön auf der Kundentoilette des Fahrradgeschäftes waschen – purer Luxus!

Übrigens zeigt das Foto rechts oben meinen Backup-Akku, der trotz seiner dafür nachgerade winzigen Ausmaße über eine Kapazität von deutlich über 20 Amperestunden verfügt. Trotz diesem Helfer erlebe ich aber heute einen “Energie-Engpass”: Ich kann nachts immer nur ein USB-Gerät laden: Lade ich den Backup-Akku, kommen iPad und Galaxy-Handy zu kurz – lade ich aber Letztgenannte sofort, reicht der Saft bei denen bestenfalls bis zum frühen Mittag, und dann gibt es keinen Backup, auf den ich zurückgreifen könnte.

So lade ich nun erstmal nachts immer den Universal-Backup-Akku, und hänge dann auf der Tour die Geräte daran, die mir am wichtigsten erscheinen: Handy, iPad oder GoPro-Kamera. Für den Montag habe ich die Anschaffung eines Steckdosen-Mehrfach-Laders vor, damit nicht immer zwei Geräte zu kurz kommen.